Ein Forschungsreisender wird eingeladen, die in einer Strafkolonie übliche Exekutionsart kennenzulernen: Das Urteil wird den Delinquenten nicht verkündet, sondern mit einem nadelbesetzten Apparat in den Körper geschrieben. In der Strafkolonie herrscht der Grundsatz: „Die Schuld ist immer zweifellos.“ Der entsetzte Reisende gerät unvermittelt in einen politischen Machtkampf, wird vom Beobachter zum Richter über den Erhalt oder die Abschaffung dieser Form der Hinrichtung. Oft ist Kafkas verstörende Erzählung In der Strafkolonie als prophetische Vision der unvorstellbaren Grausamkeiten angesehen worden, die mit Ausbruch der totalitären Barbarei im 20. Jahrhundert von Menschen an Menschen verübt worden sind. Für Kafka selbst stellte In der Strafkolonie einen Höhepunkt seines literarischen Schaffens dar. In einem Brief vom 11. Oktober 1916 an seinen Verleger Kurt Wolff äußerte er in Bezug auf diese Erzählung: „Gott weiß, wie tief ich auf diesem Weg gekommen wäre, wenn ich weitergeschrieben hätte oder besser, wenn mir meine Verhältnisse und mein Zustand das, mit allen Zähnen in allen Lippen, ersehnte Schreiben erlaubt hätten.“
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